Zwölf Mathetalente ausgezeichnet

Wie sieht ein Ort aus, an dem Mathematik und Raumfahrt ganz selbstverständlich zusammenkommen? Eine mögliche Antwort gab es Anfang April am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. Dort wurden die zwölf Bundessiegerinnen und Bundessieger des Bundeswettbewerbs Mathematik 2024 ausgezeichnet – in einem Umfeld, das sonst für Trainingseinheiten künftiger Astronautinnen und Astronauten genutzt wird.

Preisverleihung im DLR Köln: Mathematik trifft Raumfahrt

Die Preisverleihung führte die jungen Talente nicht nur auf die Bühne, sondern auch mitten hinein in die Welt der Raumfahrt. Sie erkundeten das Europäische Astronautenzentrum, warfen einen Blick in die Trainingshalle für Weltraumeinsätze und besuchten das Mond-Trainingszentrum „Luna“, in dem europäische Astronautinnen und Astronauten sich auf kommende Missionen vorbereiten. Begleitet wurden sie dabei vom Leiter des DLR_School_Labs Dr. Jan Bechert und seinem Team, die spannende Einblicke gaben und den Tag mit großem Engagement unterstützten.

Zwölf Auszeichnungen für besondere Leistungen

Nach dem Blick in die Zukunft der Raumfahrt richtete sich die Aufmerksamkeit wieder auf die Hauptpersonen des Tages: die Preisträgerinnen und Preisträger. Auf der Bühne wurden sie mit Urkunden, Siegerfotos und langanhaltendem Applaus gewürdigt – und erhielten vor allem Anerkennung für außergewöhnliches mathematisches Können. Dieses spiegelte sich auch in den kurzen Laudationes zu ihrem jeweils ersten Bundessieg wider, mit welchen Patrick Bauermann, Leiter der Bundesweiten Mathematik-Wettbewerbe, die Bundessiegerinnen und Bundessieger noch einmal ganz persönlich vorstellte.

Mit dem Bundessieg verbunden ist außerdem die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes – ein Stipendium, das die Preisträgerinnen und Preisträger künftig im Studium begleiten wird. Darüber hinaus wurden in Köln auch in diesem Jahr zwei Sonderpreise verliehen: Das Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn lud ausgewählte Teilnehmende zu einem mehrwöchigen Forschungsaufenthalt ein, wo sie den aufstrebenden Talenten eine Gelegenheit bieten, Mathematik einmal jenseits von Schule und Wettbewerb zu erleben. Die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV), vertreten durch ihren Präsidenten Prof. Dr. Jürg Kramer, vergab eine einjährige kostenfreie Mitgliedschaft, verbunden mit Einladungen zu Veranstaltungen und weiteren Angeboten für junge Mathematikbegeisterte.

Von Forschungslaboren ins All

Für einen spannenden Einblick in aktuelle Forschung sorgte der Festvortrag von Dr. Thomas Berger, Leiter der Arbeitsgruppe Biophysik in der Abteilung Strahlenbiologie am DLR, mit dem Titel „Einmal zum Mond und zurück – eine kleine Geschichte der Strahlungsforschung von Apollo bis Artemis“. Der Referent schilderte, wie sein Team Strahlungsforschung betreibt, welche Geräte und Messmethoden dabei zum Einsatz kommen und was davon bereits im Weltall unterwegs war. Mit Beispielen aus laufenden und geplanten Missionen wurde deutlich, wie viel Mathematik hinter der technischen Präzision moderner Raumfahrt steckt.

Ein Moderator mit mathematischer Nähe

Moderiert wurde die Veranstaltung wie schon im Vorjahr von Dr. Thoralf Räsch, Mathematiker und Wissenschaftskommunikator mit Forschungsschwerpunkt Mathematische Logik an der Universität Bonn. Durch seine Nähe zum Fach gelang es ihm, den Nachmittag nicht nur unterhaltsam, sondern auch fachlich nah an den Preisträgerinnen und Preisträgern zu gestalten. Besonders lebendig wurde es, als er zwei von ihnen zu einem kurzen Interview auf die Bühne bat: die frischgebackene Bundessiegerin Melia Haase und den einzigen Teilnehmenden des Wettbewerbslaufs 2024, der bereits zum vierten Mal ausgezeichnet wurde: Alexander Koblbauer.

Gemeinsam sprachen sie darüber, wie sie zum Wettbewerb gekommen sind, warum sie teilnehmen, ob ihnen der Schulstoff vielleicht manchmal zu leicht fällt und wie es jetzt weitergeht: Das Studium in Chemnitz für Melia, die Oberstufe und das Abitur für Alexander. Und danach? Das lassen beide Ausgezeichneten noch offen. Persönlich und humorvoll gab das Gespräch Einblicke in die Geschichten hinter den Namen – und zeigte, dass mathematische Exzellenz viele Gesichter hat.

Begegnungen auf Augenhöhe

Auch in diesem Jahr ging der Preisverleihung ein offizielles Grußwort des Bundesministeriums für Bildung und Forschung voraus. Dr. Time Grebe, Referent für Qualitätsförderung Schule am BMBF, würdigte in seinem Grußwort die Leistungen der Teilnehmenden verbunden mit der Einladung, ihre Begeisterung für Mathematik weiterzugeben.

Doch neben Reden und Ehrungen war vor allem eines spürbar: der persönliche Austausch. Zwischen Urkundenvergabe und Gesprächsrunden, Interviews und Führungen ergaben sich viele Momente, in denen Begegnungen auf Augenhöhe möglich wurden – zwischen Teilnehmenden, Vertreterinnen und Vertretern des Wettbewerbs, Gästen aus Wissenschaft und Bildung.

Ausklang zwischen Weltall und Weltkulturerbe

Nach einem ereignisreichen Tag im DLR ging das Programm am nächsten Morgen mit einem weiteren Highlight weiter: einer exklusiven Führung durch den Kölner Dom. Gemeinsam mit Vertretern des Wettbewerbs erkundeten die Preisträgerinnen und Preisträger das berühmte Bauwerk und setzten den Blick auf die Welt aus einer ganz anderen Perspektive fort.

Für einige war es bereits die zweite, dritte oder sogar vierte Bundessieg. Und wer weiß, vielleicht werden sie auch im kommenden Jahr erneut als Bundessiegerin oder Bundessieger ausgezeichnet.

Gruppenfoto Bundessieger 2024 bei der Preisverleihung

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Zum ersten Mal mit dem Bundessieg ausgezeichnet wurden Poyraz Coşkun (Berlin), Melia Haase (Zschopau), Johannes Jacob (München), Max Kummer (Berlin), David Lindenthal (Nürnberg), Paul Jakob Schmidt (Osterode) und Sebastian Vollmer (Neustadt a.d. Aisch). Daneben konnten Philippos Dimitriou (Freising), Philip Trebst (Köln) und Antonia Zerbs (München) Ihren zweiten Titel erringen. Gleich zum dritten Mal wurde Torben Frederik Grabbel (Hamburg) als Bundessieger gekürt. Und über seinen vierten Bundessieg in Folge durfte sich Alexander Koblbauer (Simbach a. Inn) freuen.

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger konnten die interaktiven Experimente des DLR_School_Labs Köln kennenlernen. 

Mit ihrem Interview gaben Melia Haase und Alexander Koblbauer Einblicke in ihre jeweilige Wettbewerbslaufbahn.

Bei Kaffee, Tee und Häppchen kam man schnell und zwanglos in Kontakt.

Kontakt

Patrick Bauermann
Matthias Bunk